top of page

Kochpraktikum Rostock: Donnerstag, 06.06.2024 // Heute mal ne Fregatte auftakeln

  • Autorenbild: Sven Götz
    Sven Götz
  • 7. Juni 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juni 2024

Ok, bin da wohl mit dem Vokabular etwas durcheinander gekommen. Es war natürlich kein Kriegsschiff mittlerer Größe, das in der Marine eingesetzt wird, sondern nur eine Sailhorse (also ein offener Hubkieler für eine Besatzung von bis zu fünf Personen) und auch nur ein Segelschnupperkurs. Wie könnte ich heimkommen ohne wenigstens einmal in der Warnow gesegelt zu sein. Sehr kurzfristig hab' ich gestern Abend bei Wolfram Voigt von der Bootsschule Baltic Sport für heute morgen zwei Stunden Ausfahrt buchen können.

Gleich zu Beginn habe ich zwei wichtige Dinge bei der Vorbereitung des Bootes gelernt.

Wolfram nannte ihn den Hausfrauenknoten, wobei er wusste, dass es auch der Haumannknoten hätte sein können: der jeder/m bekannte Doppelknoten. Hält prima und wenn man an den beiden Enden zieht, hält er immer besser bis er schließlich nur noch mir spitzem Werkzeug zu lösen ist.

Im Gegensatz dazu muss ein Knoten auf einem Boot sicher sein und gleichzeitig auch einfach wieder zu lösen. Der Kreuzknoten wird (im Unterschied zum Doppelknoten) bei der zweiten Schleife andersherum gebunden, als du es wahrscheinlich gewohnt ist bist. Dieser Knoten hält sogar noch besser und lässt sich extrem einfach wieder lösen.


In der Seemannssprache bedeutet "auftakeln" die Segel setzen und am Ende des Törns alles auch wieder einzupacken. Aha, sage ich, da wird der Wortursprung für das Auftakeln vor dem Wochenende klar. Dann wird Wolfram sogar etwas philosophisch und meint: "Ja, das kann schon sein, dass es da Parallelen gibt. Ich gehe ja auch nicht mit meiner Freizeitkleidung abends zum Tanz, da richte ich mich ja auch her. Und segeln ist wie mit dem Wind zu tanzen". Oha! Da weiß jemand von was er spricht.


Wir machen die Leinen los, drehen uns in den Wind, setzen die Segel und benutzen für die ersten Meter den Handmotor, wie Wolfram das Paddel, das er mir in die Hand drückt, liebevoll nennt. Er hat viel zu erzählen, über das Segeln allgemein, die Ausbildung, die Techniken und vor allem natürlich über den Wind. "Er ist dein Freund, aber behandle ihn mit Respekt, stelle dich nicht gegen ihn, sonst bekommst du ordentlich eins auf die Mütze!" Gut, das hatte ich heute auch noch nicht vor, mich mit dem Wind anzulegen. Mitten auf der Warnow bekomme ich das Ruder und darf mit dem Kommando "Bereit zur Wende?!" (Was nicht als Frage, sondern als Befehl ausgesprochen - gefällt mir!) meine Kürvchen ziehen: erst das Boot mit der Pinne (Stock am Ruder) in Luv (Windseite) lenken, dann Kopf einziehen, weil der Baum auf meine Seite schwenkt, ich wechsle breitbeinig die Bootseite, bringe uns mit dem Ruder wieder in den Wind und wir segeln in die andere Richtung. Wir machen das ein paar Mal und es fühlt sich auch am Ende noch wie die erste (Auto-)Fahrstunde an. Aber es macht einen Heidenspaß und wenn ich Rostocker wäre, dann wäre ich definitiv ein Segler geworden - ganz bestimmt!


Ich hab' mich übrigens entschieden, ich bin viiiiiiel mehr ein Radfahrer als ein Straßenbahn- und Busfahrer, deshalb bin ich heute auch wieder auf dem Sattel unterwegs und genieße das herrliche Wetter (was tretend am Warnow-Ufer entlang auch wesentlich besser geht als im Bus).


Mal ganz ehrlich, wenn du die Augen schließt und an Grünkernbratlinge denkst? Wie viel "Mmmmh" entsteht da bei dir? Wie viel "möcht' ich (sofort) haben" spürst du? Nach wie viel Prozent "Lieblingsessen" fühlt sich das an? Keins von den dreien? Na dann hast du die Variante der "Grünen Kombüse" noch nicht probiert! Und heute hab' ich den Teig dafür vorbereitet. Es macht schon etwas mehr Arbeit als ein normales Fleischküchle mit gemischtem Hack. Deshalb sind manchmal vegane Gerichte auf den Speisekarten auch etwas teurer - aber gut gemacht, lohnt es sich, geschmacklich wie gesundheitlich. Und schwer ist es nicht wirklich: klein gehackte Zwiebeln und Räuchertofu anbraten, Rote Beete dazu, Möhrenwürfelchen mit anschwitzen, dann Champignons dazu, frische Paprika, etwas Tomatenmark zusammen mit dem Grünkernschrot anrösten. Den Ansatz mit Weißwein ablöschen und mit Brühe aufkochen und 25 Minuten gar köcheln lassen. Abschmecken mit Salz, Pfeffer und Majoran und die Masse mit Kichererbsenmehl und Stärke binden. Jetzt ist der Teig bereit für das heiße Fett und später zu allen möglichen Beilagen, denn diese Bratlinge schmecken einfach zu allem!


Ist gut was los heute ab 17:30 Uhr, mehrere Tische schon reserviert und noch einige Spontangäste. Wir haben alle Hände voll zu tun und als draußen alle satt sind und auch noch das Dessert genossen haben, stapeln sich in der Küche Teller, Besteck, Pfannen, GN-Behälter und Herdwerkzeug (Pfannenwender, Kellen usw). Ab jetzt tickt die Uhr, wie lange es geht bis wir nach Hause kommen. Das Learning für heute: schnelle, gerne etwas forschere Musik kann einen ganz schön antreiben. In unserem Falle war das heute z.B.


Bei dieser Musik hat man das Gefühl immer einen Ticken zu langsam zu sein. Also geht es gut von der Hand und Josef und ich sind erstaunt, wie schnell wir voran kommen. Deshalb gönn' ich mir als Abschluss des Tages noch diesen (immer noch) grandiosen Blick, das Tagesgericht (Farfalle mit Wildkräuterpesto und Nussparmesan mit glasierten Orangen-Möhren) und einem Störtebeker.


PS: Ab morgen besucht mich Annette und versüßt mir meine letzten Tage hier in Rostock noch zusätzlich ("Lächelndes Gesicht mit herzförmigen Augen"). Es könnte also etwas privater werden und etwas weniger im Blog...

コメント


bottom of page