Kochpraktikum Rostock: Dienstag, 28.05.2024 // Lebensmittel verschwenden is' nich!
- Sven Götz
- 29. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Mai 2024
Diese Woche bin ich mit Josef in der Frühschicht. Also gut, sooo furchtbar früh ist die Schicht nicht - wir starten um 8 Uhr und bereiten den Mittagstisch für/ab 11:30 Uhr vor.
Ich park' mein Rad im Innenhof hinter der Kombüse und frage mich (nur so nebenbei, vielleicht hast ja du eine Antwort darauf), wie bzw. was hat sich der Radständerdesigner dabei gedacht:

Es suggeriert die Möglichkeit 6 Räder abzustellen, aber nach max. 3 ist Schluss, wenn sich nicht der Lenker des einen Bikes im Bowdenzug des anderen und sich die eigenen Treter nicht mit den fremden Speichen vereinen sollen. Ich bin ja früh dran heute und hab' noch genügend Platz.
Was mir seit dem ersten Tag in der "Grünen Kombüse" aufgefallen ist: es kommt extrem wenig zurück, sprich vor dem Spülen der Teller muss ich fast nix in die Tonne kratzen. Das ist natürlich aus zweierlei Gründen gut:
Es scheint den Gästen zu schmecken und
dadurch werden wenig Lebensmittel verschwendet
Darauf achten Heiner und Josef in der Küche generell, was man z.B. am missglückten Muffin-Experiment (Teig ohne Zucker gebacken, wer kennt's nicht...) der Hobby-Köche*innen vom Charity-Events des Vortrags erkennen kann. Die Dinger schmecken furchtbar und sind durch ihre Konsistenz zudem echte Plombenkiller. So haben wir heute die dunkelbraunen Gebäcken quasi upgecycelt und ein Dessert für die Gäste in der Kombüse gezaubert. Also aufgepasst: wenn du das nächste Mal den Zucker vergisst, lässt sich das Ergebnis so genussvoll retten:

Die Muffins zerbröseln
Gleiche Anteile Zucker und Wasser aufkochen und einen sogenannten Leuterzucker herstellen und unter die Muffin-Brösel geben
Sahne aufschlagen, die gezuckerte Muffin-Masse unterheben und eine Creme herstellen
Mit einem Portionierer in einem Glas/einer Schüssel anrichten
Mit aufgekochten Beeren zusätzlich aufwerten und ein Sahnehäubchen drauf - etvoilà, als wären die Zutaten nie für was anderes bestimmt gewesen.
Neben dem täglich wechselnden Gericht zum Mittagstisch (heute: Soja-Gemüsegeschnetzeltes mit buntem Reis, mit optionalem Extra: glasierte Nuss-Möhren) gibt es grundsätzlich jeden Tag auch Eintopf (der Teller zu 6 €). Im Eintopf werden Zutaten und teilweise auch schon fertigen Gerichte zu neuem Glanz verholfen oder anders formuliert: alles was noch gut ist, aber weg muss, kommt in den (Ein-)Topf. Der schmeckt somit jeden Tag etwas anders, aber immer lecker. Für den tiefen und intensiven Geschmack der Gerichte ist nicht zuletzt auch die verwendete Brühe verantwortlich. Alle Gemüse-Schnippel-Reste landen in ihr, werden mit gefilterten Wasser auf-/ und ausgekocht und z.B. als Basis für Suppen oder zum Ablöschen von Pfannengerichten verwendet. Kann auch ein Tipp für deine Küche sein...
Du erinnerst dich an meine missglückten Backversuch für die Kinder-Cookies mit Smarties? Heute bekomme ich meine 2. Chance und probiere mich an den Mini-Keksen für die Gäste zum Kaffee. Puh, geglückt! ("Lächelndes Gesicht mit offenem Mund und kaltem Schweiß"-Smiley):

Dialektisch haben wir uns zwischen norddeutschen Platt und dem Badischem bei der Verständigung in der Küche eingegroovt - es sind jetzt komplette Gespräche möglich, haha!! Und Gespräche helfen unheimlich, um Neues zu erfahren, z.B. dass es einen Denns Bioladen im KTC in der Stadt gibt. Mit funkelnden Augen schwebe ich durch die Gänge, lege ein paar Essens-Schätzchen auf's Band, genieße anschließend eine vegane Nussecke mit Hafermilch-Cappuccino und frage mich von nun an ständig: was kann man tun, dass wir so einen Laden nach Hausach bringen?

14 Uhr ist Schluss und der Tag gehört mir. Wetter ist durchwachsen, aber trocken, also kommt heute noch eine kleine Kultureinheit. So ein Hobby-Reisetipp-Influencer in YouTube meinte, auf dem Museumsschiff MS Dresden kann man schon mal eine Stunde verbringen. Mir reichen die anderthalb Stunden deutlich nicht aus, denn auf den unterschiedlichen Decks und im Bauch des Frachtschiffs mit den original erhaltenen Räumen von der Offizierskajüte bis zum Maschinenraum, lässt viel über Seefahrtsgeschichte erfahren. Am Ende werde ich Richtung Ausgang geschoben und es ist klar, dass ich da noch mal hin muss...
(Ich glaube das mit der Mütze hätte niemand sehen dürfen, sie war hinter einer Absperrung und an einem kurzen Draht gesichert, aber psssst!)
So und jetzt freue ich mich, die Denns-Produkte auszuprobieren und morgen geht die Geschichte "Kochpraktikum" weiter...
Oh je, ich glaub der Konstrukteur weiß nit was a rächte Ständer isch🤭😂