Ich bin ein Müllti-Talent!
- Sven Götz
- 24. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit

Herrlich, wie der Alltag einen manchmal inspirieren kann. Ich hab' bei den Mittelbadischen Entsorgungs- und Recyclingbetriebe (MERB) mal geschaut, sie brauchen vor allem LKW-Fahrer, aber niemanden in ihrer Kantinen-Küche. Angesprochen hat mich der gelbe Aufkleber, weil ich in der Küche auch ein (kleines) Müllti-Talent bin und sag' dir natürlich auch warum...

In der Küche fallen immer wieder Reste an, die häufig einfach im Müll oder, im bisschen besseren Fall, auf dem Kompost landen. Meist passiert das beim Gemüse vorbereiten: die Karotten werden geschält, das dunkle des Porree entfernt, der Blumenkohl von den harten Blättern befreit, die Brokkoliröschen dem Stengel vorgezogen und von der Petersilie benutzen wir nur die krausen oder glatten Blätter.
Das ist aus zweierlei Sicht dramatisch und erfordert ein Müllti-Talent!
Nährstoffe
Ich hab leider keine Ahnung mehr wo ich das gelesen habe, aber der Autor des Zitats sagte: "Gemüse zu schälen ist ein handwerklicher Fehler!" Ganz Unrecht hatte er oder sie nicht, denn in der Schale von Gemüse stecken oft mehr Nährstoffe als im Inneren. Die Schale enthält häufig eine hohe Konzentration an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. In einigen Fällen ist das Karottengrün oder die Rote Beete Blätter sogar nährstoffreicher als das Gemüse selbst. Aber: die Schalen und das Gemüsegrün enthält auch Rückstände von Pestiziden. Deshalb solltest du dein Gemüse:

Gründlich waschen: Nutze eine Gemüsebürste unter fließendem Wasser, um Schmutz und Rückstände zu entfernen.
Biologisch kaufen: Wähle, wann immer möglich, biologisch und regional angebautes Gemüse, um die Aufnahme von Pestiziden zu minimieren.
Rohstoffe
Wenn man den Blumenkohl erst mal "ausgepackt" hat, bleibt nicht selten mehr Blattwerk übrig als die begehrten Röschen. Das klingt jetzt ziemlich schwäbisch, aber du hosch jo alles zahlt! Also solltest du auch alles nutzen und das geht, du musst des "Rest" nur etwas anders zubereiten:
Verwertung
Meist sind es die etwas "holzigeren" Teile des Gemüses, das wir verschmähen, eben Schale, Blätter, Strunk oder Stile. Wenn du mit deinem Gericht später nicht auch gleich Zahnseide ausliefern möchtest, musst du diese Faserstoffe aufbrechen und zart häckseln. Dein Standmixer sollte also ordentlich Power haben. Ein Minute das Mixgut ordentlich pürieren und du hast eine nährstoffreiche Basis für:

Suppen Hier würde ich es tatsächlich andersrum empfehlen: erst die Gemüsereste kochen, dann pürieren, mit ein paar Cashewkernen im Gepäck und einer guten Auswahl an Gewürzen wird daraus ein cremiger Traum.
Bratlinge Binde den Gemüsebrei mit Kartoffelstärke, fein gemahlenen Haferflocken oder Semmelbrösel und würze diesen Teig wie eine klassische Frikadelle mit feingehakter Zwiebel, Salz, Pfeffer,
Paprikapulver,
Muskatnuss,
Senf,
gehackter Petersilie und etwas
Majoran.
Brotaufstrich Wenn du die Grundmasse der Bratlinge oben nicht ganz so stark bindest, so dass sie sich noch gut streichen lässt, gibt's danach was Leckers auf's Brot!
Dip Werte mit der pürierten Grundmasse eine gute Portion veganen Joghurt auf und zaubere daraus einen leckeren Dip für deine Gemüsesticks.
Gewürz-Öl Mit den Stängeln der Petersilie oder dem restlichen Schnittlauch oder auch anderen übrigen Kräutern und einer guten Portion Olivenöl entsteht ein aromatisches Gewürz-Öl, das sich wunderbar auf einem fertigen Gericht zum Dekorieren eignet oder einfach auf getoastetem Brot.
Pesto Nimm deutlich weniger Öl, aber gerade noch soviel, dass die die Masse vom Löffel läuft, so hast du einen ganzen Pot voll Pesto, die durch ein paar zusätzliche Knoblauchzehen nur noch besser wird!
Brühe
Und wenn das alles nix ist, dann kommen die Gemüsereste halt in den Topf, werden ausgekocht und dienen kaltgestellt als Basis für künftige Gerichte, bei denen etwas abgelöscht werden muss. Die Vitamine sind dann vermutlich durch die Hitze ziemlich dezimiert, aber die Mineralien lösen sich durch den Kochvorgang und gehen ins (danach) wertvolle Wasser über.
Also sei auch du ein Müllti-Talent in der Küche und nutze alles was dir die Pflanzen bieten, spare dadurch Geld und mach deine Ernährung noch reichhaltiger und vielfältiger. Wenn du schon eigene Erfahrungen damit gemacht hast, dann lass' mich das gerne in einem Kommentar wissen... A Guede!
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